Die Beichlen erhebt sich zwischen Emmental und Entlebuch. Von Escholzmatt führt ein verschlungener Pfade herauf und einmal mehr zeigt sich, dass auch ein wenig bekannter Gipfel unterhalb der 2000er-Marke grossartige Panoramen bietet.
Escholzmatt liegt auf der Wasserscheide zwischen Bern und Luzern. Einige der Bäche, die auf dem Gemeindeboden plätschern, fliessen in die Ilfils, die wiederum der Emme zuströmt; andere Bäche fliessen in die Weissemme die sich bei Schüpfheim mit der Waldemme zur Kleinen Emme vereinigt. Genau genommen liegt Escholzmatt also auf der Wasserscheide zwischen Emmental und Entlebuch, zwischen Kleiner und Grosser Emme. Grund genug, hier zu unserer Wanderung auf die Beichlen zu starten, die uns gleich von zwei Gipfeln mit einer herrlichen Rundumsicht verwöhnt.
Steigt man in Escholzmatt aus dem Zug, sticht sofort die Pfarrkirche mit ihrem hohen Kirchturm ins Auge. Das Dorfzentrum, aufgenommen in das Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz, überrascht mit historischen Gebäuden und Kulturdenkmälern. So erinnert der Schybistein an den Escholzmatter Christian Schybi und seinen Mitstreiter Hans Emmenegger, zwei Anführer im Bauernkrieg von 1653. Der Aufstand der Bauern gegen die städtische Herrschaft wurde damals blutig niedergeschlagen, viele Entlebucher, wie Schybi und Emmenegger, bezahlten ihren Mut mit dem Leben.
Entlebucher Geschichte, die noch heute ein Frösteln verursacht. Doch beim Wandern wird uns schnell wieder warm: Der Aufstieg auf die Beichlen beträgt immerhin satte 1000 Höhenmeter. Nach einem kurzen Stück auf einem Asphaltsträsschen schlängelt sich auch schon der markierte Bergwanderweg stetig aufwärts, zunächst durch den Chilenwald, dann über Alpweiden bis zum Schafberg. Wir erreichen die Holzegg, eine steile, mit einem Drahtseil abgesicherte Felspassage. Die Kraxelpartie am Drahtseil entlang ermöglicht auch intensive Berührungen mit dem Nagelfluhgestein, dann stehen wir plötzlich auf der Grathöhe. Nur noch ein Katzensprung ist es bis zum Gipfelkreuz auf dem ersten Beichlengipfel. Die Rundumsicht schlägt alle Erwartungen. Wir erspähen den Titlis und den Pilatus und schauen bis zu den Berner Hochalpen, vor denen sich der Hohgant und die Schrattenfluh breit machen. Besonders beeindruckend: der Blick auf Escholzmatt, das sich 1000 Höhenmeter tiefer in die grüne Landschaft einbettet.
Wie es sich für einen echten Gipfel gehört, liegt auch auf der Beichlen ein Gipfelbuch bereit. Anschliessend steigen wir in wenigen Minuten hinüber zum etwas höheren Nachbargipfel. Dieser ist zwar nicht mit einem Kreuz geschmückt, dafür mit zwei Ruhebänken. Das Schauen und Staunen findet seine Fortsetzung, dabei leisten uns die vielen auf dem Beichlengrat weidenden Schafe Gesellschaft. Die schöne Aussicht geniessen wir auch auf den ersten Abstiegsmetern ausgiebig, ehe dann beim Wegweiser Beichlengfäll der Pfad in den Wald eintaucht. So steil wie es am Vormittag hinauf ging, geht es nun wieder hinunter. Wiederum auf verschlungenen und von Gestrüpp zugewucherten Wegen. Die Beichlen ist wahrlich kein Berg für einen Sonntagsspaziergang.
Die Broschüre «Erleben Sie das alte Escholzmatt» informiert über Sehenswürdigkeiten und lädt zu einem Dorfrundgang ein. Erhältlich im Tourismusbüro.
Anstrengende Wanderung auf weiss-rot-weiss markierten Bergwanderwegen. In der steilen Holzegg, unterhalb des Vorgipfels, ist eine Felspassage mit Drahtseilen abgesichert. Bei Nässe etwas heikel. Schwierigkeit: T3.
Normale Wanderausrüstung, stabile Bergschuhe.
Escholmatt-Marbach Tourismus, Tourismusbüro Escholzmatt, Bahnhofstrasse 16, 6182 Escholzmatt, Tel. 041 486 01 30, www.escholzmatt-marbach.ch.
Gemeinde Escholzmatt-Marbach, Hauptstrasse 95, 6182 Escholzmatt, Tel. 041 487 70 00, www.biosphaere.ch.
Einkehren: Restaurants in Escholzmatt. Auf der gesamten Route keine Einkehrmöglichkeit.
Am Bahnhof in Escholzmatt (851 m) die Bahngleise überqueren und auf Asphaltsträsschen Richtung Osten (dem gelben Wegweiser Beichlen folgen). Kurz vor Hünigerhof das Strässchen verlassen und nach rechts auf den Wanderweg abbiegen, der gleich darauf links über ein Weide führt. Nun immer den weiss-rot-weissen Markierungen folgen. Der Weg führt durch den Chilenwald, quert den Äbnitbach und zieht hoch zum Schafberg mit Alphütte (1246 m). Ab hier ist der Weg nicht immer deutlich sichtbar, die weiss-rot-weissen Markierungen aber schon. Der Weg erreicht die Holzegg. Über die steilen Felspassagen hilft ein Drahtseil hinweg, dann erreicht man den Wegweiser auf dem Gratfirst. Nun in wenigen Minuten auf den Vorgipfel (Gipfelkreuz und Gipfelbuch). Anschliessend kurz absteigen, dann wieder aufwärts zum Hauptgipfel (1770 m) mit Aussichtsbänken. Für den Abstieg zunächst geradeaus über den Beichlengrat, nochmals über eine Erhebung und dann auf breitem Weg bis zum Wegweiser Beichlengfäl (1650 m). Hier rechts abbiegen in den Wald und durch diesen steil hinab über Herbrig (1455 m) bis Zigerhüttenboden (1162 m). Weiter über die Mittlere und Untere Zigerhütte auf ein Strässchen und über Hutten nach Escholzmatt.
Varianten: Vom Gipfel der Beichlen mehrere Abstiegsvarianten (markiert und auf der Karte ersichtlich) nach Flühli (etwa 2 h) und Schüpfheim (etwa 3 h).
Raggiungibile con mezzi pubblici
Mit dem Zug nach Escholzmatt.
Mit dem Auto nach Escholzmatt.
Parkplätze in Escholzmatt.
Wandermagazin SCHWEIZ, Ausgabe 4/2012: Kleine und Grosse Emme. Rothus-Verlag, Solothurn, www.wandermagazin.ch und www.wanderwege.ch.
Fredy Joss: Berner Hausberge (nur noch antiquarisch erhältlich). ISBN 978-3-03800-206-2, AT-Verlag, www.at-verlag.ch.
LK 1:50.000, 244T Escholzmatt.
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