Ein Tessiner Tal ist durch ein Unwetter abgeschnitten. Herr Geiser bekommt es mit der Angst, will einer Katastrophe über einen Pass entfliehen. Mit Max Frischs Buch im Rucksack ist diese Wanderung doppelt spannend.
«Mit der phantastischen Wachheit des Einsamen registriert Herr Geiser die kleinen Anzeichen einer denkbaren Katastrophe. Das Tal ist durch Unwetter von der Umwelt abgeschnitten. Gefasst darauf, dass eines Tages der ganze Berg ins Rutschen kommt und das Dorf verschüttet für alle Zeit, liest Herr Geiser im Lexikon, in der Bibel, in Geschichtsbüchern und schreibt ab, was nicht vergessen werden soll.» Schliesslich bricht Herr Geiser von seinem Haus in Berzona im Onsernonetal auf, mit Sack und Pack, will der Katastrophe zu Fuss über den Garina-Pass ins Maggiatal entfliehen.
Max Frisch wohnte ab 1964 in Berzona im Onsernonetal. Auf dem Friedhof in Berzona erinnert eine Gedenktafel an den 1991 in Zürich verstorbenen Schriftsteller. Herr Geiser ist die Hauptfigur seiner 1979 erschienenen Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän». Max Frischs Schilderung ist beklemmend. Dieses Gefühl lässt sich steigern, wenn man das Buch während einer garstigen Wetterperiode vor Ort liest. Wer jedoch bei Sonnenschein den Plattenweg durch den Kastanienwald hinauf zum Garina-Pass unter die Füsse nimmt, kann sich das gar nicht vorstellen. Der Anstieg ist durchaus angenehm auf dem Säumerweg, die Passhöhe selber eine Ruhe ausstrahlende Hochebene mit Spielwiesen, einem Brunnen, Ruhebänken, Ferien-Rustici und Trockenmauern. Wir steigen von der Passhöhe weiter auf, durch die Westflanke des Salmone. Gegen den Nordwestgrat hinauf wird der Pfad zunehmend steinig. Doch oben erwarten uns Hochwiesen – und ein Gipfelkreuz.
Das Museo Onsernonese befindet sich anfangs Loco in einem alten Onsernoneser Haus. Es vermittelt einen Einblick in Geschichte, Natur und Kultur des Tales.
Waldreiche Wanderung mit grossem Höhenunterschied auf einen fantastischen Aussichtsberg. Markierte Wege. Unterwegs keine Einkehrmöglichkeit. Schwierigkeit: T2.
Normale Wanderausrüstung, stabile Wanderschuhe.
Organizzazione turistica Lago Maggiore e Valli, Tel. 6600 Locarno, Tel. +41 (0) 848 091 091, www.ascona-locarno.com
Info Point Valle Onsernone, 6661 Auressio, Tel. +41 (0) 91 797 10 00, www.onsernone.ch
Museo Onsernonese, 6661 Loco, Tel. +41 (0) 91 797 10 70, www.onsernone.ch
In Loco an der Kirche vorbei und dem Wanderweg zum Passo della Garina (1076 m) folgen. Dann nach Osten durch waldige Passagen via Forcola (1314 m) und Pizen (1537 m) hinauf zum Pizzo Salmone (1560m, Kreuz). Zurück zum Wegweiser und von hier nach Süden gelegentlich recht steil via Forcla (1382 m) und Testa (1357 m) auf die Alp Vii (1126 m) hinunter. Von hier weiter in südöstlicher Richtung via Monda (etwa 760 m) nach Verscio (276 m) absteigen.
Alternativ kann man statt in Loco auch in Berzona starten.
Raggiungibile con mezzi pubblici
Anreise: Mit Postauto von Locarno nach Loco oder Berzona im Onsernonetal.
Rückreise: Ab Verscio mit Centovalli-Bahn zurück nach Locarno.
Mit dem Auto nach Loco. Nach der Wanderung von Verscio mit Zug und Bus über Intragna zurück nach Loco (diverse Verbindungen, Fahrzeiten zwischen 30 und 45 Minuten)
Parkplätze in Loco.
Wandermagazin SCHWEIZ, Ausgabe 5/2013: Kulturwandern. Rothus-Verlag, Solothurn, www.wanderwege.ch
Museo Onsernonese Loco in Zusammenarbeit mit dem Max-Frisch-Archiv Zürich (Hrsg.): Max Frisch Berzona, 4 Bände in Schuber, ISBN 978-3-86791-693-9.
Stef Stauffer: Steile Welt, Leben im Onsernone, Lokwort Verlag.
LK 1:50.000, 276T Val Verzasca.
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Sam Bauer